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Auswirkungen der Eingriffe in den Rhein


Auswirkungen auf die Natur

Auelandschaften:
AuenlandschaftAuen sind urwaldähnliche Wälder im Überschwemmungsbereich eines Flusses. Bei Hochwassern werden sie periodisch unter Wasser gesetzt und dadurch entstehen ökologisch wervolle Weichholzauen.

Auen sind wichtige Lebensräume für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. In ihren Flussarmen, Kiesinseln, Krautfluren, Giessen (=grundwassergespiesene Gewässerläufe, die nährstoffarm, sauerstoffrech und gleichmäßig kühl sind) und Weidengehölzen gibt es 1500 Pflanzenarten, die Hälfte der einheimischen Flora mit z.B. Eichen, Ulmen, Silberweiden und Silberpappeln. Die Auen sind auch Überlebensräume für viele seltene Tiere z. B. ist der Biber dort heimisch, wie auch der Laubfrosch und der Eisvogel, die vom Aussterben bedroht sind. In den Auen leben Tiere und Pflanzen in einer Symbiose, d.h. ohne die Auen können die Tiere gar nicht oder nur schwer überleben.

Es gibt heutzutage leider nur noch Überreste der ehemals großflächigen Auenlandschaften entlang dem Rhein durch den Eingriff der menschen und so nahmen die Populationen der typischen Auenbewohner wie des Flussregenpfeifers und des Lachses drastisch ab.

Auslöser für die Veränderungen waren die unterschiedlichen Ansprüche der technisch hochentwickelten Wirtschaft und Gesellschaft: Auf grosse Flutkatastrophen folgte als Reaktion eine Korrektion der Gewässer: Durch den Oberrheinausbau in den Jahren 1950 bis 1977 wurden die Wasser des Rheins in ein beiderseits durch Dämme kanalisiertes Bett von weitgehend gleicher Breite gezwängt. Außerhalb dieser Dämme wurden rund 130 Qudratkilometer Auengebiete vom Rhein abgeschnitten. In diesem Bereich veränderte sich - insbesondere durch die fehlende Überflutungsdynamik - der Luft-, Wasser- und Nährstoffhaushalt der Auenböden derartig, dass sich die Standort- und Lebensbedingungen in den Auen insgesamt nachhaltig verändert haben. Das durch den Bau von Hochwasserdämmen gewonnene Land wurde für eine intensive landwirtschaftliche Nutzung verwendet.

Weitere starke Eingriffe in die Gewässerdynamik brachte die Wasserkraftnutzung mit ihrer Beeinflussung der Abfluss- und Geschiebeverhältnisse. Auch Nutzungen zur Erholung wirken sich negativ auf die Auenlandschaften aus, wie auch die Begradigung des Rheins, um den Transport durch die Schifffahrt zu erleicherten, denn dadurch nimmt die Strömungsgeschwindigkeit zu. Außerdem wird der Rhein auch von seinen Altarmen und Altwässern abgetrennt, die sehr wichtige Vermehrungs- und Brutstätten für Fische den Zugang zu den Gewässern zu ermöglichen. Das alles macht es nötig, dass die Auen nicht nur geschützt, sondern auch mit Renaturierungsmaßnahmen aktiv aufgewertet werden.

Die Rheinwasserqualität:
Die Wasserqualität nahm seit der frühesten Erscheinung der Industrialisierung stetig ab. Nach dem zweiten Weltkrieg regenerierte sich der Rhein aufgrund der lahmgelegten Wirtschaft, wodurch sich auch der Fischbestand erholte und sich 1951 auf über 42 Arten beziffern ließ.

In den 50er und 60er Jahren verschlechterte sich die Rheinwasserqualität wieder sehr stark, was durch das Wirtschaftswunder und das mangelnde ökologische Verantwortungsbewusstsein ausgelöst wurde. Es wurden sorglos Abwässer und Abfälle in den Rhein gepumpt, wodurch einige Fischarten, wie der Lachs, der Maifisch, die Meerforelle, die Fluss- und Meer-Neunaugen und die Flunder ausstarben.

Der Höhepunkt war dann 1969, als 40 Mio. Fische durch das Schädlingsbekämpungsmittel "Thiodan" starben. Daraufhin begann man in den 70er Jahren mit Filtertechniken und Klärwerken die Abwasserentsorgung zu beenden, worauf in den 80er Jahren die bereits ausgestorbenen Fischarten Forelle, Flussneunauge und Flundern wieder auftauchten.

1986 wurden durch einen Brand im Baseler Sandoz Konzern Chemikalien in den Rhein freigesetzt, was zu einem weiteren großen Fischsterben führte, worauf sich die betroffenen Staaten auf eine langfristige Stabilisierung der Wasserqualität einigten.

LachsIn den 90er Jahren begann man mit einigen Renaturierungsprojekten. So wurde auch das Projekt "Lachs 2000" ins Leben gerufen, in dem man gezüchtete Junglachse aussetzte um die Lachse "wiederanzusiedeln". Das Projekt ist aber nur teilweise gelungen, da die Fische bei der Rückkehr vom Meer zu ihrem Geburtsort an den fast unüberwindlichen Stauwerken scheitern. Aus diesen Gründen wurde bei Iffezheim eine Fischtreppe eingerichtet, mit der die Fische gut flussaufwärts gelangen. Der Rückweg bleibt aber ein Problem, da die Fische meistens in die Turbinen geraten und es nur selten schaffen durch eine Schiffsschleuse mittransportiert zu werden. Der 17 Mio. teure Fischpass wurde außerdem noch kritisiert, weil schon nach 22 Kilometern eine weitere Staustufe den Weg blockiert, und es noch viele weitere Staustufen gibt. Eine sinnvollere Alternative wäre, dass man flussparallele Auengewässer wie ehemalige Seitenarme des Rheins miteinander verbindet. Das wäre kostengünstiger und auch eine Umgehung, die für die Lebewesen in alle Richtungen nutzbar wäre.

Heute gibt es durch die deutlich verbesserte Wasserqualität und die Renaturierungsmaßnahmen wieder 43 Fischarten, und die aufgrund von Schadstoffen herausgegebene Empfehlung Rheinfische nicht zu verzehren wurde 1998 wieder aufgehoben.

Wiederherstellung der natürlichen Morphodynamik:
FlussregenpfeiferZiel des Bodenschutzes im Rahmen des IRP (Das Integrierte RheinProgramm wurde 1988 von der Regierung des Landes Baden-Württemberg vereinbart) ist die Erhaltung, Verbesserung bzw. Wiederherstellung der Multifunktionalität der Böden. Dies soll in den vorgesehenen Retensionsräumen (Hochwasserrückhalteräume) durch möglichst weitgehende Anpassung an die rheintypische Abflussdynamik und die damit verbundene Förderung der ölologischen Prozesse in den Böden erreicht werden.
So können die spezifischen Standortansprüche, die für das Überleben von manchen Lebewesen notwendig sind, wiederhergestellt werden. Zeitweise sind umgelagerte Rohböden (Kies- und Sandinseln bzw. kiesig-sandige Uferbereiche) mit insektenreichen Uferstrukturen (Spülsaum von Fließgewässern durch den schwankenden Wasserspiegel) Vorraussetzung für Vogelarten, die auf Kiesböden brüten, wie der Flussregenpfeifer (siehe Bild) oder die in Deutschland ausgestorbene Triele.

Durch Ufererosion jährlich neu geschaffene Steilufer bieten Höhlenbrütern wie Uferschwalben und Eisvögeln Brutplätze. Wird die einmal entstandene Steilwand nicht von Zeit zu Zeit abschnittsweise vom Fluss weiter angerissen, besiedeln Pflanzen diese und machen sie für Steilwandbrüter ungeeignet.

Steiluferwand von Uferschwalben besiedelt - kleines Bild Eisvogel

Es gibt auch schon Erfolge der sogenannten "Ökologischen Flutungen", denn einige Stellen am Altrhein, an denen Ufer- und Sohlbereiche geschaffen wurden, wurden innerhalb weniger Jahre von zahlreichen auetypischen Arten als Lebensraum angenommen.

Feuchte Riedwiesen
Feuchte Riedwiesen: Lebensraum seltener Pflanzen und willkommener Rastplatz für Zugvögel und seltene Watvögel.

(c) Sanni, Juni 2001, Bilder von www.ag.ch und www.lfu.baden-wuerttemberg.de

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Auswirkungen auf den Menschen

Bevor die Eingriffe in den Rheinverlauf im 19. Jahrhundert anfingen, war der Rhein unberechenbar, ständige Überflutungen machten eine Besiedlung im Rheingebiet unmöglich.

Durch die ersten Eingriffe, die über mehr als 30 Jahre bis 1879 dauerten, sollte eine Begradigung des Rheins erfolgen und ein Flussbett entstehen. Ziel war die Schiffbarmachung des Rheins (in erster Linie für Handelsschiffe). Die Pläne von Tulla, dem beauftragten badischen Ingenieur für die Rheinkorrektur, sahen außerdem ein Absenken der Wasserstände und einen Hochwasserschutz vor.

Das Hauptziel der Schiffbarmachung wurde durch die ersten Baumaßnahmen nicht voll erreicht, denn die Tiefenerosion konnte nicht gestoppt werden. Grund war die angestiegene Wasserströmung wegen der Verkürzung des Flusslaufs. Größere Felsen kamen durch die Tiefenerosion näher an die Wasseroberfläche, große Schiffe aus dem Norden kamen in dieser Phase nur bis Mannheim.

Für die Menschen, die in der Nähe des Rheines leben, eröffneten sich neue Siedlungsgebiete in den Niederungen des Rheines, denn Überschwemmungen blieben aus. Auch Seuchen, die sich früher in den überschwemmten Rheingebieten ausgebreitet haben, gab es nicht mehr. Die "Malaria" verschwand beispielsweise aus der Rheingegend, schließlich gab es keine geeigneten Brutstätten für die Mücken, die früher vorzugsweise in den "Altwässern" brüteten. Die fruchtbaren Flächen der ehemals überschwemmten Gebiete wurden landwirtschaftlich genutzt.

Die weiteren Pläne nach der Korrektur durch Tulla sollten nun endlich die Schifffahrt voll ermöglichen. Mit dem Beginn der Rhein-Regulierung nach dem zweiten Weltkrieg wurde durch den Bau von Kanälen wieder drastisch in die Natur eingegriffen, der Grundwasserspiegel sank und Gebiete wurden teilweise ausgetrocknet.

Staustufe im RheinDie Eingriffe und Veränderungen im Naturhaushalt Rhein halten gegenwärtig weiter an, der Rhein ist ein bedeutender Industriefluss geworden, von der natürlichen Schönheit ist - abgesehen von den Quellen - wenig übriggeblieben. Mit dem Bau von modernen Schleusen soll die Schiffahrt weiter optimiert werden. 

Ein Problem, was wohl vorerst nicht gelöst werden kann, bleibt das Hochwasser. Im Rheintal sind nach den Veränderungen Überschwemmungen selten geworden, weiter nördlich allerdings finden regelmäßig Rheinübertretungen statt. Köln ist ein bekanntes Beispiel. Die regelmäßig auftretenden Hochwässer sind dadurch bedingt, dass durch Bodenversiegelungen (Bodenversiegelung: Beim Bau von Straßen und Gebäuden im Einzugsgebiet des Flusses kann Wasser nicht ausreichend versickern) und Begradigungen der Nebenflüsse (Mosel, Main und Neckar) das Wasser schneller in den Rhein gelangt. Andere Faktoren für kleinere Überschwemmungen sind Schneeschmelze oder starker langer Regen.

(c) Mark, Juni 2001

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